Herausforderung im Stromberg mit 27 Prozent Steigung!

Die Dinosaurier-Herausforderung – der Titel der Laufstrecke macht neugierig. Die Erklärung ist einfach: Vor 220 Millionen Jahren (Trias-Zeit) lebten auch in unserer Region Dinosauriere. Die Fossilienfunde im Weißen Steinbruch (Sellosaurus) bei Pfaffenhofen/Württ. sind die ältesten in ganz Europa. Das Trias-Logo rechts hat die Gemeinde Pfaffenhofen für einen Dinosaurier-Lehrpfad kreieren lassen. Just hinauf zum Steinbruch im Stromberg, vorbei an den Schautafeln des Lehrpfades, im Wald zum Katzenbachsee und zurück in den Ort führt die Dinosaurier Challenge. Auf einer Strecke von 18,3 Kilometern sind 380 Höhenmeter zu bewältigen.

Die Zahlen verdeutlichen, dass für diesen Kraftakt nur Hartgesottene in Frage kommen. Kernstück ist der Aufstieg vom Rodbachhof auf den Höhenzug. Die steilste Stelle weist 27 Prozent Steigung auf. Die verrückte Idee geisterte einige Jahre durchs Orgateam (Bild unten rechts beim Test im Jahr 2011). Vor dem 10. Zabergäu-Lauf wurde sie in die Tat umgesetzt und ins Programm aufgenommen. Trails, Wald und Wiesenwege, eingebettet in eine herrliche Landschaft, machen unsere Königsstrecke im Naturpark Stromberg-Heuchelberg zu einem tollen Erlebnis. Am Samstag, 27. April 2024, findet der Dino bereits zum elften Mal statt. Start: 16.45 Uhr. Auf die Siegerin bei den Frauen und auf den Sieger bei den Männer warten wieder edle Trophäen (linkes Bild): Die Sandsteine mit Plaketten sind bei den Sportlerinnen und Sportlern sehr begehrt, weil sie sich wohltuend von normalen Pokalen abheben. Sandstein wurde vor über 100 Jahren auch im Weißen Steinbruch abgebaut.

Die Steine werden gesägt bei Schwarzkopf Natursteine (Güglingen), die Plaketten mit Gravur (Streckenverlauf und Trias-Dinosaurier) besorgt Holger Ott bei Werkzeug- und Maschinenbau Betz (Leingarten). Horst Blommer versieht die Vertiefungen dezent mit blauer Farbe. Abgerundet wird das kleine Kunstwerk von Bauhof-Chef Daniel Koch, der die Plakette auf den Stein klebt und mit goldenen Schrauben verziert.

Besucher können im Zabergäu auch die Seele baumeln lassen

Mit der Dinosaurier Challenge wird ein sportliches Highlight gesetzt und andererseits ins Blickfeld gerückt, was Pfaffenhofen und das Zabergäu alles zu bieten haben. Den Katzenbachsee in Pfaffenhofen, den Stausee Ehmetsklinge in Zaberfeld mit dem 2009 eingeweihten Naturparkzentrum, das Römermuseum in Güglingen mit spektakulären Ausgrabungen, Tripsdrill in Cleebronn, Deutschlands ältesten Erlebnispark – tatsächlich können Besucher bei uns auch die Seele baumeln lassen.

Wer will, kann beides: in Laufschuhen auf den Spuren der Dinos Muskeln und Herz fordern, mit den Sinnen den Naturpark genießen.

Weitere Informationen

Bei Facebook unter Zabergäu-Lauf

www.pfaffenhofen-wuertt.de

www.naturpark-stromberg-heuchelberg.de

www.neckar-zaber-tourismus.de

Packender Erlebnisbericht

Adrenalin pur: Wie ich die Dinosaurier Challenge bewältigte!

Namentlich will er nicht erwähnt werden. Aber soviel sei verraten: Er gehört seit Jahren zum Organisationsteam beim Zabergäu-Lauf – zuverlässig, zielorientiert, akkurat. Dass er so ausflippen könnte, hätte keiner für möglich gehalten. Aber es ist passiert und zwar beim Testlauf für die Dinosaurier Challenge. Adrenalin pur! Hier seine ganz persönlichen Eindrücke.

Mächtig baut sie sich vor mir auf: die Nordwand des Strombergs. Heute Morgen werde ich es tun! Ich laufe locker Richtung Rodbachhof. Heute werde ich es tun! Ich werde die Nordwand des Strombergs bewältigen. Kurz vor halbzehn bin ich losgelaufen. Nun überhole ich kurz vor dem Rodbachhof ein älteres Ehepaar, das diesen sonnigen Morgen zu einem gemütlichen Spaziergang nutzt. Kurz davor begegne ich einem Bekannten, der mit seinem Hund unterwegs ist. Wieder werfe ich einen Blick in Richtung „Wand“. Je näher ich komme, um so höher und steiler wird sie. Jetzt biege ich im Rodbachhof auf den Anstieg ein. „Bedacht angehen“, murmle ich mir selbst leise zu. Kurz vor der Kreuzung, wo sich der „10,5-er“ und der „18,5-er“ trennen, ein Zucken im Gehirn: „Oder doch die normale Strecke?“ Nicht daran zu denken! YES I CAN! Ich biege also nach links ab und werfe noch einen kurzen Blick auf das 10,5-km-Schild. Jetzt wichtig: Die Übersetzung ändern, also Schrittfrequenz beibehalten und die Schrittlänge kürzer machen.

Mein Atem geht jetzt deutlich schneller. Ich höre ihn sehr intensiv. Die Steigung wird stärker. Ich erreiche und kreuze den Querweg, sehe das TRIAS-Schild, das auf den „Saurierpfad“ hinweist. Jetzt geht’s ans Eingemachte – es wird extrem steil! Nicht nur die Schrittlänge wird kürzer auch die -frequenz wird langsamer. Nach etwa 100 Metern ein leichter Rechtsknick und jetzt wird es brutal: noch steiler. Der Puls schlägt nicht, er pocht. „Junge übernimm dich nicht“, durchzuckt mich ein Gedanke. „Na, aber ein Stück geht noch“ – der nächste Gedanke. „So, genug, bleib vernünftig“ – ich gehe also etwa 30 m. Leicht fange ich wieder an zu traben. „Ich halte durch!  Es wird flacher. Ist das nur ein Zwischenstück und die Tortur geht dann wieder weiter? JA! Da vorne sehe ich die Brücke vom Weißen Steinbruch! GESCHAFFT! Unter der Brücke hindurch, dann biege ich nach links in den „Saurierpfad“.

Das ist der Hammer! Fast 150 Höhenmeter, nonstop bergauf, mit zum Teil sausteilen Abschnitten liegen hinter mir. Hammerhart, aber auch hammergeil ist mein erster Gedanke. Wunderbar läuft es sich auf diesem Pfad! Bis ich nach vielleicht 50 Metern merke, dass ich die Abbiegung nach rechts quasi überlaufen habe – sind es tatsächlich schon die Glückshormone die das bewirkt haben? Ich laufe zurück und biege auf die richtige Strecke ein und genieße einfach nur dieses herrliche Teilstück. An den einzelnen Schildern vorbei, nehme ich – wie aus einem fahrenden Zug – ein paar vorbei fliegende Worte darauf wahr. Da vorne geht es schon hinauf zum Anstieg auf die Brücke – vorsichtiges Überqueren – und dann weiter mit leichter Steigung Richtung Rennweg. Ich biege rechts ab – What a feeling! – Schön eben geht es weiter – Was hab ich da gerade hinter mich gebracht?! Irgendwie zieht es mir bei diesem Gedanken die Mundwinkel zu einem zufriedenen Lächeln nach oben. Plötzlich! Ich höre laut – und doch herrlich anzuhören – das Zwitschern der Vögel. Es müssen doch irgendwelche Glückshormone ausgeschüttet worden sein.

Ich laufe weiter und spüre und höre ein kühles Lüftchen – auch der Blick ist plötzlich viel klarer und schärfer. Und da sehe ich in Gedanken auch nochmals das ältere Ehepaar von vorhin vor mir und erkenne erst jetzt, dass die Frau eine völlig grelle Haarfarbe hatte. Auch meine Gedanken scheinen geschärft. Etwa einen Kilometer laufe ich auf dem Rennweg entlang. Dann geht es nach rechts weg – leicht ansteigend – Richtung Guckerweg. Nach der Kuppe dann das lange, gleichmäßige Gefälle. Ich laufe hinunter. Es wird schneller, aber ich lasse meine Beine einfach laufen – „unten“ meinen Beine freien Lauf, „oben“ den Gedanken freien Lauf.

Ein Mountainbiker begegnet mir mit schnellem und kräftigem Tritt nach oben. Seine Beine fliegen förmlich. Ich schaue nach unten: auch mein Beine fliegen förmlich. „Oben“ war der Wille – „unten“: die Beine haben mich nach oben getragen. All das realisiere ich nun während des flotten Bergablaufes. Das gleichmäßige „Knirsch“ bei jedem Schritt, nein es hört sich nach „Knarsch“ an, hat irgendwie etwas Beruhigendes an sich. Vorbei am ersten von mehreren Brunnen, die ich auf meiner Strecke noch passieren werde, geht es weiter bergab – schon zum nächsten Brunnen. Kurz danach wird der nächste Anstieg kommen. Und da ist er auch schon! Also Schrittlänge runter, Trittfrequenz beibehalten: „Oben“ der Befehl, „unten“ die Ausführung.

Am Wegesrand liegen frisch gefällte Kiefernstämme. Sind es wieder die Glückshormone? Es riecht unheimlich intensiv nach diesem Holz und Harz. NEIN! Es riecht nicht, es duftet! Ich sauge diesen fast süßlichen Duft in mich hinein. Steigung? Nein, der Duft, er trägt mich leicht nach oben. „Unten“ am Boden die Stämme, „Oben“ in meiner Nase dieser herrliche Duft. Es wird flach – war es das schon? Mal sehen. Es bleibt flach und ja – da vorne fällt es jetzt auch schon leicht ab. Das Gefälle wird etwas stärker und ich lasse die Beine einfach wieder laufen.

In zwei, drei Serpentinen flott bergab laufend, höre ich jetzt wieder ganz intensiv das Zwitschern der Vögel. Ein Ehepaar mit Hund kommt entgegen, und dann geht es auch schon zum Wald hinaus und vor mir liegt im Sonnenschein ein Weinberg und links am Wegesrand viele, in strahlendem Weiß blühende Obstbäume. Sind es wieder die Glückshormone? Vorhin auf dem Weg zum Rodbachhof waren auch viele blühende Bäume am Wegesrand, erst jetzt bemerke ich, dass ich diese gar nicht so intensiv wie jetzt diese Bäume wahrgenommen habe. Vorne auf der Straße von Zaberfeld nach Häfnerhaslach herrscht schon reger Verkehr – vor allem bei Motorradfahrern ist diese Strecke sehr beliebt.

Eine kleine Steigung noch, dann geht es rechts ab Richtung Katzenbachsee. Ich lasse links von mir das kleine, in einen Erdhügel gebaute, Steinhäuschen liegen und trabe weiter. Weiter vorne wieder einige Leute mit Hunden. Und dann geht es vom erdigen Weg über in einen Grasweg. Hier heißt es den Blick konzentriert auf den Weg richten, da versteckte Vertiefungen oder Löcher mitunter unangenehme Folgen haben könnten. Ich blicke nach rechts – ja dort drüben und dort droben war ich noch vor – gefühlten – wenigen Augenblicken. Die grüne Farbenpracht der „Stromberg-Nordwand“ ist beeindruckend: Der Farbfächer reicht vom zarten, fast blassen Grünton bis zu einem fast schwarzen Grün.

Konzentriert laufend geht es nun zum „Einstieg in den Abstieg“ – zum Katzenbachsee. Der schmale, steile Pfad, mit Wurzeln und Steinen gespickt, will mit Konzentration und Bedacht bewältigt werden. Unten gut angekommen, schweift der Blick zum See und zum Staudamm. Nun den Betonweg hinunter Richtung Staudamm. Der schmale Pfad hinauf auf den Damm wird auf den letzten Metern oben nochmals steiler. Oben angekommen ein herrlicher Blick auf den See.

Auf der kleinen künstlichen Insel in der Mitte des Sees: Sind das zwei Störche? Nicht genau zu erkennen. Links vom See geht es nun flach weiter. Weiter vorne riskiere ich nochmals einen Blick zur kleinen Insel. Schwäne! Es sind keine Störche. Nun steuere ich auf die „FKK-Abteilung“ zu. Bevor ich diese erreiche, dann das schon fast gewohnte Treffen: Spaziergänger mit Hund. Diesmal ist es so: anfangs sind nur die Leute zu sehen, und dann – wie aus dem Nichts – rast 50 Meter weiter vorne aus dem Wald ein Hund. Die Rufe seines Herrchens interessieren ihn nicht, denn er rennt zu den FKK-lern! Die zwei einsamem FKK-ler zur Rechten biege ich nun zum nächsten Anstieg ein.

Ein herrlicher Blick auf die vor mir liegenden Wiesen und die „Nordwand“. Im Wald dann geht es bergauf weiter, schließlich an der grünen Hütte vorbei. So! Nun kommt bald die „Vereinigung“! Ich biege auf die 10,5-km-Strecke ein. Es folgt eine leichte Steigung bis zur Anhöhe über Weiler und dann geht es schon bergab in Richtung „A+S“. Die Beine laufen wie von alleine. Vorne an der Straße nach Pfaffenhofen dann rechts ab. Nochmals die letzten 5 oder 7 Höhenmeter bewältigt und dann ist Pfaffenhofen schon in Sicht. Durch den „Gehrn“ hindurch – habe ich nun fast die ganze Strecke bewältigt. Ich biege auf die Südstraße ein.

Es läuft so wunderbar! Doch was sehe ich da? Der Fanfarenzug hat sich aufgebaut. Ich nähere mich. Ja! Sie spielen tatsächlich. Für mich? Ist das ein Traum? Nein, es scheint Realität zu sein. Das rhythmische Trommeln beflügelt mich förmlich. Ich fliege also vorbei. Jetzt noch links abbiegen auf die Rodbachstraße. Was ist jetzt los? Da vorne steht Peter und ich höre ihn ins Mikrofon rufen: „Und da kommt auch schon die Nummer 27, unser Lokalmatador aus Pfaffenhofen. Er ist diese Strecke heute zum ersten Mal gelaufen, Gratulation!“ Ich schaue an mir herunter. Das gibt es nicht. Tatsächlich ich habe die Startnummer 27 an meinem schwarzen Trikot befestigt.

Traum? Nein, ich sehe sie doch ganz klar. Peter zuwinkend und ganz leicht laufend biege ich auf die Zielgerade ein. Wo kommen denn die vielen Menschen her? Und wie sie mir alle zuwinken und Beifall klatschen! Ich winke zurück und klatsche den einen oder anderen sogar ab. Da ist er nun! Ich laufe auf ihn zu, den riesengroßen Ensinger-Zielbogen! Noch 20 m, noch 10 m. Ich bin im Ziel. Überglücklich! Was war das für ein Piepen soeben? Erst jetzt sehe ich: der Zeitmess-Wagen von Time2Finish. Jetzt ist mir alles klar!  Ich schaue auf meinen linken Schuh hinunter und sehe den Transponder. Was für ein Lauf! Was für ein Tag!

Geträumt – oder wirklich? Aber es scheint doch alles so gewesen zu sein. Oder?

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